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Rechtsstand:

Vorsorgekündigung: Was ist rechtens?

Anforderungen an eine betriebsbedingte Kündigung

Das Arbeitsrecht schreibt vor, dass eine betriebsbedingte Kündigung nur dann rechtens ist, wenn tatsächlich dringende betriebliche Erfordernisse vorliegen. Diese müssen nach § 1 Abs. 1 Kündigungsschutzgesetz (KSchG) der Weiterbeschäftigung im Unternehmen entgegenstehen. Zudem muss der Arbeitgeber eine korrekte Sozialauswahl nach § 1 Abs. 3 KSchG getroffen haben, die die persönlichen Verhältnisse der betroffenen Arbeitnehmer berücksichtigt.

Konzerninternes Outsourcing als Kündigungsgrund

Wenn innerhalb eines Konzerns Aufgaben auf ein anderes Unternehmen verlagert werden, kann dies ein Grund für eine betriebsbedingte Kündigung sein. Die Gerichte prüfen allerdings nur die Rechtmäßigkeit dieser Entscheidung und nicht ihre Zweckmäßigkeit.

Prüfaufgaben der Arbeitsgerichte

Die Arbeitsgerichte haben die Aufgabe, zu überprüfen, ob durch die unternehmerische Entscheidung der Bedarf an der Arbeitskraft des gekündigten Mitarbeiters tatsächlich wegfällt. Dies muss spätestens mit dem Ende der Kündigungsfrist der Fall sein.

Detaillierte Darlegungspflicht des Arbeitgebers

Sollte eine Aufgabe nicht wegfallen, sondern nur umverteilt werden, muss der Arbeitgeber genau darlegen, wie und auf wen die Aufgaben des Gekündigten verteilt werden, ohne dass es zu einer übermäßigen Mehrbelastung anderer Mitarbeiter kommt.

Unzulässigkeit von Vorratskündigungen

Eine Kündigung, die ausgesprochen wird, bevor feststeht, wie die Arbeit anders verteilt werden soll, ist als sogenannte „Vorratskündigung“ rechtswidrig und damit unzulässig.

Sozialauswahl bei Betriebsstilllegung in Etappen

Wenn ein Unternehmen in mehreren Schritten stillgelegt wird, muss für jeden Schritt eine separate Sozialauswahl erfolgen. Auch dabei müssen soziale Kriterien berücksichtigt werden.

Die Rolle des Arbeitgebers im Kündigungsschutzprozess

Der Arbeitgeber muss nachweisen, dass er die sozialen Aspekte auch dann angemessen berücksichtigt hat, wenn ihm unterstellt wird, die Sozialauswahl sei fehlerhaft gewesen.

Entscheidung des Arbeitsgerichts Köln

Das Arbeitsgericht Köln hat am 14. November 2019 unter dem Aktenzeichen 8 Ca 5465/19 entschieden, dass eine betriebsbedingte Kündigung nur dann rechtskräftig ist, wenn alle oben genannten Voraussetzungen erfüllt sind. Dieses Urteil stärkt die Rechte der Arbeitnehmer und stellt klare Anforderungen an die Arbeitgeber.

Fazit für Arbeitnehmer und Interessierte

Dieses Urteil ist besonders für Arbeitnehmer wichtig, da es ihre Position im Falle einer betriebsbedingten Kündigung stärkt. Es macht deutlich, dass Arbeitgeber ihre Kündigungsentscheidungen wohlüberlegt treffen und diese eingehend begründen müssen. Für alle, die sich für das Arbeitsrecht interessieren, zeigt der Fall, wie detailliert die rechtlichen Anforderungen sind und dass die Gerichte eine wichtige Kontrollfunktion haben, um die Rechte der Arbeitnehmer zu schützen.